
Durch Mecklenburg
(Juli 2013)
Es war einmal im Juli…nein, keine Geschichte, sondern eine schöne Fahrradtour mit Kind zu Oma und Opa nach Waren/ Müritz an der schönen Mecklenburgischen Seenplatte.
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Für Paula war es die zweite Fahrradtour. Sie wusste bereits was Sie erwartete. Die erste Tour hatten wir mit Ihr gerade nach Fehmarn hinter uns und Sie freute sich bereits auf die Zweite.
Das Wetter spielte mit und es sollte über Schwerin, in Richtung Sternberg nach Waren/ Müritz gehen. 2 ½ Tage hatten wir hierfür eingeplant.
Da die Strecke bis zu den Großeltern weiter war als die bis nach Fehmarn, waren die „Anhängerzeiten“ für Paula dieses Mal deutlich länger. Spielplätze gab es auf der ländlichen Strecke nicht viele. So kam es dann doch vor, dass unsere Tochter bisweilen etwas gelangweilt war und uns nach mehrmaligen Durchblättern der mitgenommenen Kinderbücher, dann doch genervt die Zunge rausstreckte. Aber da müssen Eltern ja bekanntlich auch mal durch…das Motto war, sich bloß nicht anstecken lassen und gelassen bleiben.
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Am dritten Tag war es dann nachmittags so weit. Wir hatten uns zuvor schon telefonisch angekündigt und Oma hatte einen leckeren Kuchen gezaubert. Paula strahlte über beide Ohren, als sie das Wohnhaus beim Einbiegen, auf die Hofeinfahrt erkannte. Opa saß bereits auf der Bank vor der Haustür und wartete in der strahlenden Sonne auf uns.
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Nun waren einige Tage ohne Mama und Papa angesagt, denn wir hatten vor, frisch geduscht und gestärkt, am nächsten Tag in Richtung Ostsee, entlang des Ostseeküsten-Radwegs ohne Paula aufzubrechen.
Die kleine Auszeit hatten wir uns verdient und der Rest der Familie freute sich ebenfalls auf einige gemeinsame Tage. Ist doch beruhigend, wenn man es mal schafft alles unter einen Hut zu bekommen und alle dabei zufrieden sind.
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Der Ostseeküsten-Radweg ist als Euro-Velo-Fernradweg EV10 (Hansa-Route), oder auch international als Baltic-Sea-Cycle Route (Hansa circuit) bekannt. Je nachdem, welcher Quelle im Internet, man Glauben schenken darf, ist sie ca. 7.800-9.000 km lang und führt dabei durch 9 Ostseeanreinerstaaten. Folgt man ihr, durchquert man Polen, Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland und Litauen. Eines ist aber sicher, sie wächst stetig. Erst 2019 kamen knapp 109km Radweg auf Bornholm offiziell hinzu. In Deutschland entspricht der Fernradweg der D-Netz-Route D2 „Ostseeküsten-Route“. Von Flensburg über Kiel, Travemünde, Warnemünde über Stralsund, Rügen, Greifswald bis Usedom kann man auf seinem Weg das Leben, entlang der Ostsee, erkunden und salzige Luft atmen. Bei Ahlbeck überquert man die Grenze nach Polen in Richtung Swinemünde. Prächtige Seebäder laden derweil zum Verweilen und Genießen ein und stolze Hansestädte zeugen vom ehemaligen Reichtum und Einfluss.
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Einen Teil dieser Strecke wollten wir auf dieser Radtour gemeinsam erleben. Es sollte für uns von Warnemünde in Richtung Polen gehen. Aus zeitlichen Gründen konnten wir allerdings nur einen Teil Rügens befahren.
Wir starteten in Waren/ Müritz und es ging auf direkter Strecke über Güstrow nach Warnemünde. Bei herrlichstem Badewetter angekommen begrüßte uns die Ostsee. Die weiten Sandstrände luden unmittelbar ein sich eine frische Abkühlung zu gönnen. Als wir am Strand unsere Räder abstellten, trafen wir einen Reiseradler, der sein Rad traurig schob, anstatt zu fahren. Darauf angesprochen, konnten wir es kaum glauben. Er erzählte uns, dass er am Strand schwimmen gewesen sei. Dabei hätte er auf sein Gepäck stets ein Auge gehabt, wurde aber trotzdem bestohlen. Aber nicht etwa Geld oder anderes seines Gepäcks fehlte. Nein, es waren die Magura Bremsen seines Fahrrads. Er hatte es auf dem Weg noch vor dem Sandstrand abgestellt und dort angeschlossen. Wieder dort angekommen, fehlte die Vorder-wie auch Hinterrad-Bremse. Unglaublich. Ohne Bremsen konnte er nicht mehr fahren, so dass er sein Rad nun von Warnemünde nach Rostock schieben wollte, wo er bereits bei einem Fahrradladen angerufen und sich neue Bremsen besorgt hätte. Kaum zu glauben, aber tatsächlich so passiert. Wer zum Teufel klaut ältere Bremsen an so einem belebten Strandabschnitt? Das kann nur jemand ohne jegliche Skrupel gewesen sein.
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Dem Ostseeradweg folgend, fuhren wir stets an der Küste entlang, in Richtung Strahlsund. So abwechslungsreich wie die Landschaft wurde auch das Wetter. Eine Regenfront zog auf, welche uns bis Greifswald begleitete. Nach 3 Tagen waren alle unsere Anziehsachen entweder völlig durchgeschwitzt oder durchnässt. Campen bzw. Wildzelten war somit keine Option mehr für uns. Wir mussten unsere Sachen endlich waschen und trocknen.
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Zwischen Strahlsund und Greifswald, auf einer der unzähligen Pausen, die wir auf einer knapp 20km langen alten DDR-Kopfsteinpflaster-Straße machten, rief ich kurzer Hand bei der nächsten Jugendherberge an. Wir hatten Glück. Es war, obwohl kurzfristig geplant, noch ein Zimmer frei.
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Greifswald blieb uns in schöner Erinnerung. Besonders mit seinem Flair zwischen stimmungsvoller historischer Universitätsstadt und malerischem Fischerort. Wir genossen den abendlichen Spaziergang durch die Studentenkneipen und ließen uns was leckeres Schmecken.
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Die Fahrt von Greifswald nach Usedom, wo wir einen alten Freund aus Antje`s WG-Zeiten besuchen wollten, verging wie im Fluge. Vergessen war das Regenwetter und die Freude einige Tage auf Usedom zu verbringen, verlieh uns Flügel. In Heringsdorf angekommen, wurden wir herzlich aufgenommen und schlugen unser Zelt im Garten der Familie auf. Nachmittags bekamen wir eine persönliche Führung durch den belebten Ort. Aufgrund der Sommerferien war Usedom durch die Touristen überlaufen. Der absolute Kontrast zu den vergangenen Tagen unserer bisherigen Tour.
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Die Tage vergingen und unsere Tour neigte sich langsam dem Ende zu. Wir machten uns auf den Rückweg nach Waren/ Müritz, wo bereits Paula auf uns wartete. Kleine Mitbringsel, welche wir auf einen der Märkte auf Heringsdorf, zuvor besorgt hatten, versüßten alle das Wiedersehen.
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Das letzte Teilstück zurück nach Hause fuhren wir dann über Rostock mit dem Zug.















