
Der Elbe-Radweg
(März 2015)
Die Elbe entspringt im Riesengebirge, im Norden Tschechiens, und mündet nach 1.280km in die Nordsee bei Cuxhaven. 840km davon fließen innerhalb Deutschlands.
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Zu großen Teilen verläuft entlang des Flusses ein sehr gut ausgebauter Rad- und Wanderweg. Radfahrer, wie auch Spaziergänger sind regelmäßig auf diesen unterwegs.
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Es verwundert nicht, dass der Elbe-Radweg bereits mehrfach in Folge von den Mitgliedern des ADFC zum beliebtesten Radfernweg Deutschlands gekürt wurde und die „Top 3 Liste“, der schönsten Radfernwege Deutschlands, seit Jahren mit anführt.
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Ende März 2015 war es soweit. Auch wir hatten uns nach reiflicher Überlegung entschieden diesen Weg zu befahren. 8-9 Tage waren einkalkuliert.
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Am ersten Tag reisten wir per Zug von Lübeck über Berlin nach Dresden. Erst am späten Nachmittag angekommen, beschränkten wir uns darauf ein tolles Lokal für unser Abendessen ausfindig zu machen und mit den Rädern kurz Dresden zu erkunden.
Als Startpunkt sollte es also Dresden sein. Ja, dass sollte machbar sein. Dresden-Cuxhaven in knapp 8 Tagen.
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In Richtung Nordsee hatten wir Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und schließlich Hamburg vor uns. Ganze 7 Bundesländer mit ihren unterschiedlichen Landstrichen, prägenden Kulturen, Geschichten, sowie Menschen warteten darauf von uns erkundet zu werden.
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Ab Dresden, längs der sächsischen Weinstraße, kamen wir an Meißen, Riesa und Torgau vorbei.
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In Wittenberg statteten wir Luther einen kleinen Besuch ab und gönnten uns eine Übernachtung in der dortigen Jugendherberge. Auf diesem Tour-Abschnitt überwogen die vielfältigen kulturellen Eindrücke, Bauten und Stimmungen.
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Es war seltsam. Auf dieser Tour spürte ich mehr denn je wie vielseitig es selbst innerhalb Deutschlands sein konnte. Je näher wir dem Norden kamen, desto freundlicher fühlten wir uns empfangen. Anfängliche zufällige Grüße auf dem Weg, welche lediglich argwöhnischen Blicken von Spaziergängern gewürdigt wurden, wichen mit jedem Kilometer den wir weiter nach Norden fuhren einem heiteren Gemüt. Vielleicht waren wir es ja aber auch, welche es wie unwissende Fremde nicht schafften sich den örtlichen Gepflogenheiten anzupassen.
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Auf dem Weg nach Magdeburg veränderte sich bereits merklich die Landschaft. Rechts und links war der Weg von Elbauen gesäumt und wir erreichten das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“. Biber, sowie eine artenreiche Vogelwelt bereicherten unsere Eindrücke.
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Die Etappe von Wittenberge bis Bleckede gehörte den Wildgänsen, wie wir den zahlreichen Info-Tafeln unübersehbar entnehmen konnten. Unzählige Störche-Nester säumten sich entlang des Weges. Wie viele mögen es während der Brutzeit hier sein und längs des Hochwasserdammes nisten?
Noch war es Ende März. Der Frost war gerade erst gewichen. Zaghaft fing es an etwas wärmer zu werden. Jeden einzelnen warmen Sonnenstrahl feierten wir, seitdem wir aufgebrochen waren.
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Die Kälte schien uns, sobald wir länger als 5 Minuten standen, gnadenlos. Sie kroch unter jeden Spalt und in jede Ritze, die unsere Kleidung unzureichend abdeckte.
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Als wir einige Tage zuvor noch in Dresden aufgebrochen waren, hatten wir noch Minustemperaturen. In der eisigen Luft dampfte jeder Atemzug und unsere Handschuhe vermochten nicht, während der Fahrt, unsere Fingerspitzen warm zu halten.
Die Radfahrsaison hatte noch gar nicht offiziell auf dem Elbe-Radweg begonnen. Dieses war deutlich zu spüren, denn auf der ganzen Tour waren uns bisher nur 2 weitere Reiseradler entgegengekommen. Sie waren, im Gegensatz zu uns, nicht so töricht gewesen entgegen den allgemeinen Empfehlungen, vom Süden in Richtung Norden, zu fahren. Der Lohn unserer Entscheidung sollte ein tägliches Ringen mit dem Gegenwind, welcher uns ohne Unterlass begleitete, sein.
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Pensionen, Gasthöfe, Hotels und Restaurants waren noch gar nicht auf Gäste eingestellt. Nicht selten war man über unseren Anruf überrascht und wies uns daraufhin, dass das Zimmer zuerst noch geheizt werden müsse.
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Bei Bleckede erwartete uns das nächste Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“. Bis 1990 verlief hier bei Lauenburg die frühere innerdeutsche Grenze. So fuhren wir an den Hinterlassenschaften der ehemaligen DDR, den Wachtürmen mit ihren Suchscheinwerfern vorbei und malten und aus wie es wohl damals den Menschen hier ergangen war. Ein beklemmendes Gefühl erschlich uns in den Gesprächen.
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Die Dämme auf der Etappe gehörten der Schafszucht. Ein freundliches Blöken des ersten Schafes signalisierte der Herde, dass hier gleich zwei Radfahrer vorbeikämen, sodass wir stets unter Beobachtung standen und nie alleine waren.
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Bereits ab Magdeburg wussten wir, dass sich an der Nordseeküste eine Sturmflut zusammenbraute. Kräftige Winde peitschten über der Nordsee. Sie brachten nicht nur die Wellen zum Kochen, sondern zerrten ebenfalls an unseren Nerven und Kräften je näher wir Hamburg kamen. Ein Vorankommen schien schier unmöglich je näher Hamburg rückte. Je nach Windrichtung der Böen dienten unsere Packtaschen als mächtige Segel. Sobald wir allerdings in Ungnade des Sturms fielen, war es als wenn man gegen Wände fuhr, mächtige Hände nach einem griffen und versuchten uns mit aller Gewalt vom Weg zu werfen. Ein Sturz und mehrere beinahe Stürze waren die Folge. Dabei sollte erst einen Tag später der Höhepunkt erreicht sein.
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Es war nur noch ein „Katzensprung“ bis Cuxhaven doch Hamburg hatten wir mit größter Not gerade noch erreichen können. Der Sturm passte so gar nicht in unseren Zeitplan. In Hamburg 2 Tage auszuharren bis es weitergehen konnte, hatten wir in unserem straffen elterlichen Zeitplan nicht berücksichtigt. Unsere Tochter, die wohlbehütet bei Ihren Großeltern die Zeit verbrachte, sowie unsere Arbeitgeber warteten bereits auf uns.
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Geknickt über dieses abrupte Ende stiegen wir am Hauptbahnhof samt unseren Rädern und Gepäck in den Zug. Leider blieb uns die verdiente Einfahrt ans Elbe-Delta auf dieser Tour verwehrt.
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Was blieb waren das Erlebte, die vielen Eindrücke, sowie Erfahrungen und die gemeinsame verbrachte Auszeit aus dem Alltag. Der Weg war hier das Ziel gewesen, auch wenn wir Cuxhaven nicht erreicht hatten.
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